Neue Lösungen generieren durch Perspektivenwechsel: Die Nord-Süd-Übung

Die Analogie zur Betrachtungsweise eines halbleeren oder halbvollen Glases ist hinlänglich bekannt. Dennoch vergessen wir sehr oft dieses Gleichnis, das uns in vielen ausweglos erscheinenden Situationen helfen könnte, die Sichtweise auf ein Problem oder eine Herausforderung zu verändern. Denn oft ist es die eingeengte Sichtweise, die uns daran hindert, Lösungen zu erkennen und neue Handlungsschritte zu setzen.

Heute möchte ich Dir eine ganz einfache Übung vorstellen, die Du das nächste Mal ausprobieren kannst, falls Du bei einem Problem nicht mehr weiterweißt. Stell dich in einem Raum – oder besser noch – in der Natur mit dem Gesicht genau nach Norden. Du kannst hierfür gerne einen Kompass zur Unterstützung nehmen, muss aber nicht sein. Es ist nicht relevant, ob Du Dich genau „einnordest“. Die ungefähre Richtung reicht schon fürs Erste. Du kannst nun die Augen schließen oder sie auch geöffnet halten. Hole dir nun alle Bilder vor das geistige Auge, die mit dem Problem und den damit verbundenen problemorientierten Sichtweisen verbunden sind. Lass dir ruhig Zeit. In der Regel kommen bei dieser Phase sehr viele Bilder, manche fühlen sich in diesen Momenten auch körperlich eingeengt und bekommen wenig Luft. Sobald die Bilder wiederholt auftauchen, hast Du genug Eindrücke von der „dunklen“ Seite des Problems gesammelt. Nun folgt der zweite und wichtigste Schritt. Versuche, so schnell als möglich am Stand um 180 Grad zu wenden und Deinen Blick Richtung Süden zu wenden. Wenn Du diese Position erreicht hast, schließe auch hier Deine Augen – oder lasse sie gerne geöffnet – und richte die Aufmerksamkeit auf die „helle“ Seite Deines Problems. Warte ab, welche Bilder nun kommen. Lass Dir Zeit. Zur Unterstützung kannst du Dir auch folgende Fragen stellen:
  • Welche positiven Seiten hat mein Problem?
  • An welche Lösung habe ich bis jetzt noch gar nicht gedacht?
  • Was, wenn das Problem weg wäre?
  • Wie kann ich im Alltag eine 180-Grad-Wendung erreichen?
  • Was ist mein Vorteil, dass ich meine Aufmerksamkeit öfters nach „Norden“ und seltener nach „Süden“ richte?

Du kannst diese Fragen an Dich selbst gerne beliebig erweitern. Zur Klarstellung: Der „Norden“ ist nicht per se mit „dunkel“ und „schlecht“ behaftet. Ebenso wenig steht der „Süden“ nur für das „Helle“ und „Positive“. Die beiden Himmelsrichtungen eignen sich einfach gut für diese Übungen – schon wegen des damit verbundenen Sonnenstandes.

Die stärkste Wirkung hat diese Nord-Süd-Übung übrigens in der Natur bei Sonnenschein und rund um die Mittagszeit. Durch die direkte Sonneneinstrahlung ins Gesicht wirst Du zudem zwangsläufig die Augen nach der Wende schließen müssen – und das ist kein Nachteil, für die alternative Betrachtung Deines Problems.

Also: Einfach ausprobieren und ein wenig lernen, mit den verschiedenen Betrachtungsweisen zu spielen.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Ihr Andreas Reisenbauer

(Bild von Jeff Juit auf Pixabay)