Sei du selbst Lenker deiner Aufmerksamkeit

Seit Beginn 2020 sind die Menschen in Europa mit einem Phänomen konfrontiert, das es in dieser Form bislang nur in Kriegszeiten und Hungersnöten gegeben hat: Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde die Aufmerksamkeit auf ein Thema gerichtet. Überlappt wird das Thema aktuell durch den ausgebrochenen Krieg in der Ukraine. Wieder wird die Aufmerksamkeit gebündelt auf ein Thema konzentriert.
Im Folgenden sollen jedoch nicht Hintergründe der medialen, politischen und gesellschaftlichen Fokussierung auf ein Thema erörtert werden – sondern vielmehr, wie wir uns aus diesem „Aufmerksamkeitsloch“ befreien können.

Denn eines ist klar: Wenn wir uns nicht bewusst entscheiden, gibt es kein Entrinnen aus dem „Aufmerksamkeitsloch“. All unser Denken, unser Handeln und teilweise sogar unsere Träume werden von diesem Thema dominiert. Die Szenarien schüren in uns eventuell sogar Ängste, die sich negativ auf unsere Psyche und in weiterer Folge auf unser Immunsystem auswirken. Der oft gehörte Ratschlag, den Medienkonsum auf null zu stellen bzw. in persönlichen Gesprächen das jeweils vorherrschende Thema auszuklammern, funktioniert nur bedingt. Eventuell ist dieser Tipp sogar kontraproduktiv, denn eine grundsätzlich gesunde, fundierte Information über Themen, die die Welt oder die Region bewegen, ist für einen mündigen Staatsbürger durchaus wünschenswert.
ABER: Selbstverständlich sollen wir selbst Lenker unserer Aufmerksamkeit sein. Wir – und nur wir – entscheiden, wohin sich unsere Aufmerksamkeit richtet. Gelingt uns dies nicht, werden wir zu Passagieren degradiert.

1. Schritt: Erkennen, dass ein Thema zu dominant wird

Deshalb ist es wichtig zu erkennen, wann Zeitpunkt erreicht ist, dass ein Thema zu dominant unseren Geist, unsere Psyche und letztendlich unsere Seele in den Bann zieht. Wenn unsere Gedanken ständig auf dieses Thema abschweifen, wenn wir in Gesprächen mit unterschiedlichen Gesprächspartnern ständig in dieses Thema „eintauchen“ und wenn uns negative Thema, mit dem wir beschallt werden, sogar um die Schlafqualität bringt, dann ist eine rote Linie überschritten.

2. Schritt: Einschränken der Informationsbeschaffung

Um die eigene Informationsbeschaffung kritisch zu hinterfragen, können folgende Fragen sehr hilfreich sein:
  • Welche Nachrichtenkanäle werden von mir genutzt (Internet, Radio, TV, Social Media etc.)?
  • Welche davon kann ich aktiv steuern, sodass ich bestimmen kann, wann und in welchem Ausmaß mich diese Nachrichten erreichen bzw. in welchem Umfang ich mich von diesen „erreichen lasse“?
  • Wie kann ich Gespräche, die ständig zum aktuellen Thema Nr. 1 abdriften, durch geschickte Fragen bzw. Redewendungen, einer positiven Angelegenheit zuwenden?

Eines sei angemerkt: Es geht bei dieser selbstkritischen Analyse nicht darum, in Vogel-Strauß-Manier die Augen vor den Geschehnissen der Welt zu verschließen. Es geht vielmehr darum, einen selbstbestimmten Umgang mit dieser Informationsflut zu erlernen.

3. Schritt: Was interessiert mich, worüber möchte ich informiert werden?

Es gibt speziell im Internet und auf Social Media genug Möglichkeiten und Werkzeuge, sich seinen Informationsstream nach dem eigenen Gutdünken und Interessen zusammenzustellen. Dort lässt sich z. B. auch gut ausklammern, welche Beiträge zu welchem Thema man nicht lesen oder hören möchte. Auch im TV ist mittlerweile durch die Streaming-Optionen das zeitversetzte Konsumieren nach entsprechender voriger Auswahl möglich.

Persönliche Haltung ist entscheidend

Durch die bewusste Lenkung unserer Aufmerksamkeit nehmen wir wieder am Fahrersitz Platz und agieren nicht mehr als bloße Beifahrer. Diese Vorgangsweise weitet auch unseren Blickwinkel, denn wie wir speziell in den letzten beiden Jahren erfahren mussten, wurden sehr viele Themen bewusst in der Öffentlichkeit platziert, um von anderen Themen abzulenken. Aufmerksamen Beobachtern des Zeitgeschehens und der Massendynamik gelingt es in der Regel leichter, diese Vorgänge zu durchschauen.