Zurück zur Normalität nach dem Tag X und dem Pandemieende – wollen wir das wirklich?

Der Tag X, an dem die Coronapandemie endet, kommt so sicher wie das Amen im Gebet – auch wenn es derzeit weltweit widersprüchliche Aussagen gibt, wann dieser Zeitpunkt eintritt. Aber er wird eintreten.
Dann kehrt endlich wieder eine Normalität ein. Darauf freuen sich schon jetzt viele Menschen. Die schlechte Nachricht ist:

Die „Normalität“, wie wir sie von früher her kennen, wird es nicht mehr geben.

Natürlich werden wir in absehbarer Zeit wieder ungehindert reisen dürfen, natürlich werden wir wieder ganz normal unsere Liebsten treffen und herzen können, natürlich werden wir wieder ganz normal in den Gasthäusern ein gutes Essen bei Tisch einnehmen, natürlich werden wir wieder Theater- und Konzertaufführungen besuchen können, natürlich…

Die Veränderung ist nachhaltig

Warum es trotz allem die „Normalität“, die wir von früher her kennen und vielleicht dieser sogar nachtrauern, nicht mehr geben wird, ist einfach erklärt:

Die Pandemie hat uns alle verändert. Wir sind nicht mehr jene Menschen, die wir vor 2020 waren.

Und das ist gar nicht negativ zu verstehen. Die Eindrücke, die auf uns eingeprasselt sind, haben viele von uns zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt. Das war den Umständen geschuldet, denen wir ausgesetzt waren. Das Virus war hierzu nur der Auslöser, der Brandbeschleuniger. Die Umstände haben viele von uns nachhaltig verändert. Corona war auch ein Aufzeiger, ein Aufdecker von verborgenen Themen.

Betrachten wir unser Außen, unser näheres privates Umfeld: Viele in unserem Bekanntenkreis haben sich aus heiterem Himmel seit 2020 plötzlich die Frage gestellt, ob sie noch im richtigen Beruf, in der richtigen Partnerschaft, im richtigen sozialen Umfeld sind. Auch wir selbst haben uns wohl in einigen Lebensbereichen zu hinterfragen begonnen. Viele haben auch – trotz Krise – erste Änderungsschritte gesetzt. Das Phänomen ist global zu beobachten und kann daher nicht einfach als kurzfristiger Effekt abgetan werden. Wir haben gemerkt, dass es die von früher wohlbekannte „Normalität“ es oft nicht gut mit uns gemeint hat. Wir waren Mitspieler und Mitläufer und oft nicht am Steuerrad unseres Lebens.
Diese Erkenntnis hat etwas gemacht mit den Menschen – mit Millionen Menschen auf dem gesamten Erdball. Viele sind auch außerhalb ihres persönlichen Wirkungsbereiches kritischer mit globalen Entwicklungen geworden.

Zynische „Kollateralschäden“

Letztendlich ist durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen ein Riss durch die Gesellschaft entstanden. Ein Riss, der durch Freundschaften, Partnerschaften, Familien und Arbeitskollegen geht. Dies als Kollateralschaden abzutun ist gleichermaßen unrichtig wie zynisch. Die Nachwirkungen werden weit länger als die Pandemie selbst andauern.
Dabei drängt sich natürlich die Frage auf: Wie kommen wir persönlich in den Jahren nach dem Tag X gut durch die Zeit?
„Gut durch die Zeit zu kommen“ entstammt genau jenem Denken, das wir aus der Zeit vor der Pandemie kennen. Damit haben wir uns damals zufriedengegeben. Karriere, gutes Einkommen, Familie, Wohnung oder Haus, diverse Besitztümer, Urlaube etc. Das war’s dann schon.
Die Kernfrage, was wir wirklich wollen, wohin wir uns wirklich entwickeln wollen, ist dem „Gut-durch-die-Zeit-zu-kommen“-Denken fremd.

Corona als Weiterentwicklungszeit

Sehen wir Corona mit all seinen Begleiterscheinungen für uns selbst als vom Leben geschenkte Weiterentwicklungszeit. Folgende Gedanken bzw. Fragen zur Selbstreflexion können Ihnen vielleicht den einen oder anderen Impuls liefern:

  • Welche Lebensziele habe ich mir gesteckt, welche davon erreicht und welche habe ich bereits aufgegeben?
  • Welchen „falschen“ Zielen bin ich bisher nachgelaufen, um
  • Welcher Sinn soll mein Leben hier auf der Erde haben?
  • Was muss ich an/in meinem Leben ändern, dass es sinn-voller wird?
  • Ausbildung, Job, Familie, Pension – wie möchte ich den Alltag dazwischen er- bzw. beleben?
  • Welche Abstriche mache ich derzeit bei Partnerschaften und Freundschaften? Wohin zieht es mich eigentlich?
  • Welche meiner Bedürfnisse habe ich bislang ignoriert?
  • Was tue ich aktiv, um Veränderungen in meinem Leben Wirklichkeit werden zu lassen?

Das Leben ist kein Wartezimmer. Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung – und sie beginnt bei dir!

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Ihr Andreas Reisenbauer