Höheres Selbstwertgefühl sorgt für ein gesünderes Herz

Ich muss gestehen, ich habe noch nie gezählt, wie oft mir das Thema „Selbstwert“ in Systemaufstellungen bisher begegnet ist. Rein nach meinem Gefühl zu urteilen, ist es aber bei drei von zehn Aufstellungen der Fall, dass dieses Thema mit dem Anliegen des Klienten verknüpft ist. Dabei ist es auch herzlich egal, ob es sich um ein privates oder berufliches Anliegen handelt. Sowohl bei Managern ist dieses Thema ebenso präsent, wie bei der Ehefrau, die sich gegen ihren Ehemann „behaupten“ möchte. Oft führe ich als Aufstellungsleiter auch selbst das Element „Selbstwert des Anliegenbringes“ als eigenen Repräsentanten bei einer Systemaufstellung ein. Sobald diese „Person“ aufgestellt ist, zeigt sich schon an Körperhaltung, wie es um den Selbstwert bestellt ist. Befragt man den „Selbstwert“, erhält man auch sehr oft detaillierte Infos über zurückliegende Verletzungen bzw. Prägungen aus der Kindheit. Oft bekommt man den Eindruck, dass vielen Menschen dieser im Lauf der Jahre abtrainiert wurde. Aufgabe der Aufstellung – ganz gleich ob Familienaufstellung oder Organisationsaufstellung – ist es, Wege zu finden, wie in kleinen Schritten dieser Selbstwert gestärkt werden kann. In der Nachbetreuung nach Abschluss der Aufstellung gehen wir dann gemeinsam daran, Schritt für Schritt diese kleinen Veränderungen in den Alltag zu transferieren.

Auswirkungen auf den Gesundheitszustand

Das ist nicht nur für den psychischen Gesundheitszustand des Klienten befreiend. Denn ein geringer Selbstwert kann auch fatale folgen auf die physische Verfassung eines Menschen haben – wie der Psychologe Andy Martens von der University of Canterbury herausfand.

So wurde getestet:

Die Wissenschaftler führten eine Reihe von Experimenten durch an denen insgesamt 184 Personen teilnahmen. Bei einem Test erhielten die Teilnehmer ein falsches Feedback über ihre Intelligenz oder ihre Persönlichkeit. Ziel war es, das Selbstwertgefühl zu senken.

Bei einem anderen Test wurden sie ersucht, ihr natürliches Selbstwertgefühl zwei Wochen lang jeden Tag zu bewerten. Zusätzlich wurde die Aktivität des Vagustonus des Herzens analysiert. Diese Werte geben an, wie stark das parasympathische Nervensystem (PNS) die Aktivität des Herzens beeinflusst. Der Vagustonus ist ein Schutzmechanismus des Herzens. Je höher der Wert ist, desto geringer die Gefahr eines Herzinfarktes.

Das parasympathische Nervensystem sorgt für die Verlangsamung und Beruhigung des Herzens. Es steht damit im genauen Gegensatz zum sympathischen Nervensystem, das Reaktionen wie “Kampf oder Flucht” steuert. Das parasympathische Nervensystem reduziert Stress und Entzündungen. Ist es nicht ausreichend aktiv, kann es zu kardiovaskulären Problemen und Autoimmunerkrankungen kommen.

Unterstützung durch Familie und Freundeskreis

Bei jedem Test entsprach ein höheres Selbstwertgefühl einem höheren Vagustonus. Martens betont, dass die aktuelle Studie erstmals nachweist, dass Veränderungen des Selbstwertgefühls zu einer direkten Veränderung der Physiologie führen können. Der Psychologe ist davon überzeugt, dass die zuverlässigste Möglichkeit zur Verbesserung des Selbstwertgefühls darin besteht, sich mit Freunden oder Familienmitgliedern zu umgeben, die einen unterstützen. Menschen, die ein überzeugend positives Feedback geben, sind hilfreicher als wenn man zum Beispiel versucht, positiv zu denken.

Ein niedriges Selbstwertgefühl bedeute laut Martens mehr als sich einfach schlecht zu fühlen. Es bedeute auch, dass der Körper nicht optimal funktioniert und das könne ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

(Bild von TheUjulala auf Pixabay)