Brückenschlag zwischen Unterbewusstsein vs. Bewusstsein

Unter Unterbewusstsein versteht man Bereiche der Psyche, die unserem Bewusstsein nicht direkt zugänglich sind. Für dieses Wort gibt es mehrere Bezeichnungen – wie etwa das Unbewusste. Nach Siegmund Freud ist das Unbewusste ein System, das vor allem aus verdrängten, vom Bewußtsein nicht zugelassenen Inhalten besteht und das einer eigenen Gesetzmäßigkeit unterliegt.
Bleiben wir beim umgangsprachlich am häufigsten verwendeten Begriff: dem Unterbewusstsein.
Die Menschen versuchen seit jeher, Zugriff auf dieses nicht zugängliche System in uns zu erhalten – sei es durch trance-ähnliche Zustände oder Meditation. Durch diese und ähnliche Mentaltechniken soll die Kraft des Unbewussten genutzt werden. Denn unser Unterbewusstsein weiß manchmal viel mehr als unser Bewusstsein. Es nimmt ständig viele Dinge und Reize unbewusst auf – ohne dass wir das bewusst wahrnehmen.
Unser Unterbewusstsein hat auch eine weit größere Speicherkapazität als unser Bewusstsein. Oft sind wir – gerade im fortgeschrittenen Alter – im Alltag auf diverse Spickzettel oder elektronische Hilfsmittel angewiesen, um tägliche Erledigungen oder Einkäufe, die am nächsten Tag anstehen, nicht zu vergessen.
Drehen wir den Spieß um und nutzen wir unser Unterbewusstsein, um uns an diese wichtigen Dinge erinnern zu lassen – analog zu einer Reminderfunktion ihres Handys oder Aufgabenplaners am PC. Geht nicht? Doch!

Lust auf ein kleines Experiment?

Folgendes Experiment kannst Du gleich heute Abend ausprobieren. Der beste Zeitpunkt dafür sind die letzten wachen Momente vor dem Einschlafen. Stell Dir vor, in Deinem Unbewusstsein gibt es eine Instanz, die der „Innere Bibliothekar“ bezeichnet wird. Er ist dafür zuständig, alle Eindrücke und Erfahrungen, die im Laufe Deines Lebens auf dich einströmen, zu katalogisieren und einzuordnen. Bei unzähligen Handlungen, die wir heute automatisch tätigen, hat der „Innere Bibliothekar“ seine Hände im Spiel.
Als plastisches Beispiel sei das Lenken eines Fahrzeuges erwähnt. Erinnern wir uns die Zeiten zurück, wo wir uns als Jugendliche das erste Mal hinter einem Steuer eines Autos wiedergefunden haben. Das Betätigen von Brems-, Gas- und Kupplungspedal am Beginn hat jeden von uns in den ersten Fahrstunden heillos überfordert – parallel dazu sollte natürlich auch der Ganghebel bedient und auf den Straßenverkehr geachtet werden. Und was ist heute? Eventuell hast Du mittlerweile schon 500.000 oder mehr Kilometer auf dem Buckel. Denkst du heute noch über das Schalten, Kuppeln und Bremsen bewusst nach? Mit Sicherheit nicht, denn dein „Innerer Bibliothekar“ hat diese Prozesse vorbildlich eingeordnet, abgespeichert und automatisiert.
Zurück zu unserem Experiment vor dem Einschlafen. Hole Dir, kurz bevor Du ins Reich der Träume abdriftest, eine wichtige Aufgabe oder Erledigung, die morgen ansteht, bewusst ins Gedächtnis. Bitte nun Deinen „Inneren Bibliothekar“, dich morgen zu einer bestimmten Zeit daran zu erinnern. Bitte ihn zumindest drei Mal, wann und an was genau er Dich erinnern soll. Unser Unterbewusstsein lernt durch Wiederholungen, wie wir beim Beispiel des Autofahren lernens gehört haben. Wenn Du das erste Mal diese Übung machst, reicht es auch, wenn Du die „Erinnerungszeit“ auf den Zeitpunkt deines Erwachens stellst. Vielleicht funktioniert es nicht bei ersten Mal. Bleib dran und lass Dich überraschen. Nach einigen Wiederholungen wird es klappen und Du hast den ersten Schritt gemacht, um eine Verbindung zwischen bewussten und unterbewussten Handlungen herzustellen bzw. diese sogar zu kontrollieren.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Ihr Andreas Reisenbauer