Was brauche ich persönlich zum Leben? Relativ wenig...
Was bleibt übrig, wenn alles um dich herum wegfällt? Das ist eine Frage, die zwangsläufig Emotionen weckt.
Etwa der Verlust des Jobs oder der Verlust von Hab und Gut. Die Liste der „Verlust-Auslöser“ ließe sich noch eine Weile fortführen.
Schock, Trauer, Kontrollverlust, Ohnmacht und Unfreiheit – das sind die ersten Emotionen, die hochkommen, wenn wir die Auswirkungen derartiger Ereignisse bei Menschen beobachten.
Wir Menschen sorgen – nach Möglichkeit – allerdings vor, dass es nicht so weit kommt. Wir gehen Kompromisse in unseren Jobs ein, wir verwirklichen den einen oder anderen persönlichen Traum „vorsorglich“ nicht, wir begeben uns in (finanzielle) Abhängigkeiten von anderen Personen.
Natürlich wünschen wir uns selbst und auch keinem anderen Menschen, dass alles um einen herum zusammenbricht. Dennoch ist es das Thema wert, wenn wir uns auch in Zeiten des „Besitzens“ mit dieser Frage auseinandersetzen. Was bleibt übrig, wenn ich Hab und Gut verliere?
- Wen habe ich dann noch an meiner Seite?
- Wer ist dann nicht mehr an meiner Seite?
- Wie raffe ich mich wieder auf? Wie sieht mein Neustart aus?
- Was würde ich bei einem Neustart anders machen?
Bei der Reflexion dieser Fragen fällt mir eine Aussage eines Teilnehmers, die im Rahmen von einem meiner Auszeit-Programme von neue.pfade.natur gefallen ist. Wir verbringen bei diesem Programm drei Tage in der freien Bergwelt. Zu unserem Lagerplatz benötigen wir zu Fuß rund eineinhalb Stunden, auf unseren Rücken tragen wir alles, was wir an diesen drei Tagen an persönlichen Untensilien zum Leben und Schlafen benötigen. Abends beim Lagerfeuer kam der Teilnehmer zu einer interessanten Erkenntnis:
Schon beim Packen ist mir aufgefallen, ich brauche eigentlich nicht allzu viel, um ein paar Tage mit nichts oder wenig auszukommen.
Diese Erfahrung hat auch alle anderen Teilnehmer fasziniert. Natürlich kann man den bewusst gewählten dreitägigen Aufenthalt in der Wildnis nicht mit einem ungeplanten Verlust von Hab und Gut vergleichen. Nach den drei Tagen wechseln wir ja wieder zurück in unser doch komfortables Leben.
Eine Erkenntnis bleibt: Auch wenn wir für die Grundversorgung ein Mindestmaß an Komfort und sozialer Sicherheit benötigen – es ist meist sehr wenig, was wir tatsächlich zum Leben brauchen.
Dieses Beispiel soll keinesfalls ein Plädoyer dafür sein, dass wir ab sofort ein Eremitendasein abseits der Zivilisation und jeglicher Annehmlichkeiten einschlagen sollten. Vielmehr sollten wir uns dieses Beispiel vor Augen halten, wenn wir materielle Dinge im Leben anstreben.
Besitz wird dann ein Problem, wenn er uns besitzt.
Prüfen wir kritisch, ob die Anschaffung tatsächlich so wahnsinnig notwendig oder ob sie nicht auch entbehrlich ist. So manche Antwort wird uns wohl selbst überraschen.
Auf ein baldiges Wiederlesen!
(Bild von David Mark auf Pixabay)